Generosity #1, Generosity #3, Pigment Print, each 30 x 21 cm, 2016

Großzügigkeit (Generosity)

Against Political Discontent
Judith Huemer in Conversation with Ursula Maria Probst, Judith Huemer Selected Works 2008-2018, P 178-180
JH: My series of works entitled Großzügigkeit (Generosity) was created in 2016 under the impression of phrases like “No, certainly not. It unfortunately doesn’t work.” Prevention, restriction, isolation and exclusion. Everything is so closely standardized. We are increasingly losing generosity and tolerance in everyday life. They have regrettably been missing in political discourse for some time. Thus, among other things, “exhausted generosity” and “hemmed-in generosity” emerged. UMP: “Exhausted generosity” sounds paradoxical at first.
JH: Red lettering curves over a wall here. Only nooses are visible in the frontal view. I conceived the model on a large scale for a public building, in which the top view is also ideally possible from above and the word discloses itself in this way.
UMP: Does “hemmed-in generosity” form a counterpart to this? That makes one think of a complicated situation. The lack of generosity in our present Eurocentric society prevents experimentation with contrary-thinking concepts. Through the conformism that has been made socially acceptable, it also steers towards a restriction of freedoms that lets the call for a new democratic order in the sense of Michael Hardt and Antonio Negri get louder.
JH: “Hemmed-in generosity” is likewise conceived on a large scale. Here the lettering is sandwiched between two pieces of a wall. The loops remain visible once more…


Gegen das politische Unbehagen
Judith Huemer im Gespräch mit Ursula Maria Probst, Judith Huemer Selected Works 2008-2018, S 178-180
JH: Meine Werkserie mit dem Titel Großzügigkeit, 2016, entstand unter dem Eindruck von Formulierungen wie „Nein, sicher nicht. Das geht leider nicht“ umgeben zu sein. Von Verhinderung, Einengung, Ab- und Ausgrenzung. Alles ist so eng normiert. Uns gehen Großzügigkeit und Toleranz im alltäglichen Leben zusehends verloren. Im politischen Diskurs fehlen sie leider schon länger. So entstanden unter anderem die „erschöpfte Großzügigkeit“ und die „eingeklemmte Großzügigkeit“. UMP: Die „erschöpfte Großzügigkeit“ klingt zunächst paradox.
JH: Hier krümmt sich ein roter Schriftzug über ein Mauerwerk. In der frontalen Ansicht sind nur Schlingen sichtbar. Gedacht habe ich das Modell im großen Maßstab für ein öffentliches Gebäude, bei dem im Idealfall auch die Draufsicht von oben möglich ist und sich so das Wort erschließt.
UMP: Bildet die „eingeklemmte Großzügigkeit“ das Pendant dazu? Das lässt an eine verzwickte Lage denken. Der Mangel an Großzügigkeit in unserer gegenwärtigen eurozentrischen Gesellschaft verhindert ja das Experimentieren mit querdenkerischen Konzepten. Er steuert durch den salonfähig gemachten Konformismus ebenso auf eine Einschränkung von Freiheiten zu, die im Sinne von Michael Hardt und Antonio Negri den Ruf nach einer neuen demokratischen Ordnung laut werden lässt.
JH: Die „eingeklemmte Großzügigkeit“ ist ebenfalls im großen Maßstab gedacht. Hier ist der Schriftzug zwischen zwei Mauerstücken eingeklemmt. Sichtbar bleiben einmal mehr die Schlingen…



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