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Group show ABSENT, Fotogalerie Wien, Vienna, 2019

wornout

Transformational processes associated with the dissolution or abstraction, respectively, mutation of form in order to gain new shapes from it characterize the works of the exhibiting artists. Often the “absent form” is the body, whose presence is only evidenced by traces, imprints and fragments from which images of a minimalist-sculptural quality emerge. The artists move between the realms of materiality and immateriality, surface and space, inside and outside, positive and negative. Besides dealing with form and non-form, the transformations are based on the examination of existence – whose characteristic and driving force is impermanence, constant change – as well as with social, artistic and, not least, photographic processes.
Judith Huemer presents the work-in-progress photo series “wornout.” Textile works have been of great importance in her feminist-influenced oeuvre from the very beginning. For this series, she wrapped colored stockings and tights that she had worn and sorted out over the years into a steadily growing ball and photographed the individual stages of transformation and growth. It is not only an examination of sculpturality in the two-dimensional image and of painterly aspects, but also of passing (life) time. “Like annual rings on a tree, one layer wraps around the next, preserving the underlying one—just as experience sets and shapes a personality” (Nina Schedlmayer). The artist’s body is absent; imprints of her feet are only perceptible in a few places. Yet each of the stocking balls contains something of her lived life and her identity.
Petra Noll-Hammerstiel (text excerpt “ABSENT,” Bilder-Magazin no. 312/2019, Vienna: Fotogalerie Wien)


Transformatorische Prozesse, die einhergehen mit der Auflösung oder der Abstrahierung bzw. Mutation von Form, um daraus neue Formgebungen zu gewinnen, bestimmen die Arbeiten der ausstellenden KünstlerInnen. Die „abwesende Form“ ist oftmals der Körper, von dessen Präsenz nur noch Spuren, Abdrücke, Fragmente zeugen, aus denen wiederum Bilder von minimalistisch-skulpturaler Qualität entstehen. Die KünstlerInnen bewegen sich in den Bereichen zwischen Materialität und Immaterialität, Fläche und Raum, innen und außen, positiv und negativ. Neben der Beschäftigung mit Form-Nichtform liegt den Transformationen die Auseinandersetzung mit der Existenz – deren Charakteristikum und Triebkraft die Unbeständigkeit, die ständige Veränderung ist – wie auch mit sozialen, künstlerischen und nicht zuletzt fotografischen Prozessen zugrunde.
Judith Huemer präsentiert die work-in-progress-Fotoserie wornout. Textile Arbeiten sind von Anfang an in ihrem feministisch geprägten Werk von großer Bedeutung. Für diese Serie hat sie farbige Strümpfe und Strumpfhosen, die von ihr über Jahre getragen und aussortiert wurden, zu einem stetig wachsenden Knäuel gewickelt und die einzelnen Stadien der Transformation bzw. des Wachstums fotografisch festgehalten. Es ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit Skulpturalität im zweidimensionalen Bild sowie mit malerischen Aspekten, sondern auch mit verstreichender (Lebens-)Zeit. „Wie Jahresringe an einem Baum legt sich eine Schicht um die nächste, bewahrt die darunterliegende – so wie sich Erlebtes festsetzt und eine Persönlichkeit prägt“ (Nina Schedlmayer). Der Körper der Künstlerin ist abwesend; nur an wenigen Stellen sind Abdrücke ihrer Füße wahrnehmbar. Dennoch beinhaltet jedes der Strumpfknäuel etwas von ihrem gelebten Leben und von ihrer Identität.
Petra Noll-Hammerstiel (Textauszug)



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